Inhalt. Einfuhrung. Uberblick. Wirtschaftspolitik. Agenda 2010. Arbeitsmarktpolitik. Zur Lohnpolitik, страница 19

komparativen Vorteile wahrnimmt; dann wird auch das Realeinkommen hier zunehmen. Diese

Vorteile liegen in der Produktion von hochwertigen Konsum- und Investitionsgutern und in der

Bereitstellung von (human)kapitalintensiven Dienstleistungen. Entsprechend muss eine Umstrukturierung

der Produktion von Gutern und Dienstleistungen, die wenig Qualifikation erfordert,

hin zu der Produktion von humankapitalintensiven erfolgen, die zudem auch von den aufholenden

Landern in zunehmendem Ma.e nach-gefragt werden. Hier hat die deutsche Wirtschaft

in der Vergangenheit ein hohes Ma. an Wettbewerbsfahigkeit bewiesen. Diesen Anpassungsprozess

bewaltigen zu helfen, gehort zu den Aufgaben der Wirtschaftspolitik, nicht zuletzt

auch der Tarifpolitik. Er kann zudem durch ein hohes Bildungs- und Ausbildungsniveau gefordert

werden. Gelingt dies nicht, kann es sein, dass die Volkswirtschaft von der Globalisierung

bzw. der Osterweiterung nicht so stark profitiert, wie es moglich ware.

Die Osterweiterung der EU hat vielfach Befurchtungen hervorgerufen, dass deutsche Unternehmen

die sich dadurch bietenden Moglichkeiten nutzen konnten, in noch starkerem Ma.e als

bisher Teile ihrer Wertschopfungskette und damit Arbeitsplatze ins Ausland zu verlagern, sei es

durch Direktinvestitionen, sei es durch die Vergabe von Auftragen an Unternehmen in den Beitrittslandern.

Verstarkt werden solche Befurchtungen dadurch, dass in jungster Zeit mehrere

Gro.unternehmen solche Schritte ankundigten und mittelstandische Firmen in Umfragen eine

hohe Bereitschaft erkennen lassen, dies zu tun.

Bereits seit Anfang der 90er Jahre haben Produktionsverlagerungen in die Beitrittslander der

EU, aber auch in den asiatischen Raum zugenommen. Beispielsweise waren 2001 in Tochtergesellschaften

deutscher Unternehmen in den ehemaligen Transformationslandern Europas

830 000 Arbeitnehmer tatig; 1990 hatte diese Zahl noch nahe bei null gelegen. Zwar diente ein

nennenswerter Teil der Direktinvestitionen, z.B. im Einzelhandel oder im Telekommunikationssektor,

der Markterschlie.ung, ansonsten waren aber vor allem arbeitsintensive Produktionsprozesse

betroffen. Da viele Produzenten keine eigenen Kapazitaten im Ausland aufbauen, sondern

es vorziehen, arbeitsintensive Teile ihrer Wertschopfungskette unmittelbar aus dem Ausland zu

beziehen, durfte der tatsachliche Umfang der Produktionsverlagerung noch weitaus gro.er sein,

als es in den Direktinvestitionen zum Ausdruck kommt. Fur eine starke Ausweitung der grenzuberschreitenden

Arbeitsteilung spricht jedenfalls, dass die Elastizitat der deutschen Wareneinfuhren

in Bezug auf die inlandische Produktion zunimmt. Gerade deutsche Unternehmen hatten

bis Ende der 80er Jahre, in Ermanglung eines geeigneten Hinterlandes zur Auslagerung arbeitsintensiver

Produktionsstufen, einen Ruckstand und damit auch einen Wettbewerbsnachteil z. B.

gegenuber amerikanischen Unternehmen, der in den 90er Jahren wohl verringert wurde.

Ob durch das wachsende unternehmerische Engagement in Osteuropa per saldo Arbeitsplatze in

Deutschland verloren gehen, lasst sich nur nach Abwagung verschiedener Faktoren sagen. Zwar

wurden einerseits Arbeitsplatze durch Produktionsverlagerungen abgebaut, andererseits verbesserten

kostengunstigere Vorprodukte aus dem Ausland auch die Wettbewerbsfahigkeit und fuhrten

uber hohere Exporte zu mehr Arbeitsplatzen. Hinzu kommt, dass auslandische Investoren

wesentlich zum Wachstum in den ost-europaischen Landern beigetragen haben, was ebenfalls

zu hoheren deutschen Ausfuhren fuhrte. Die positiven Effekte scheinen in Deutschland zu

uberwiegen; jedenfalls zeigen mikrookonomische Studien, dass in deutschen multinationalen

Unternehmen zwischen dem Aufbau von Arbeitsplatzen im Ausland und der Beschaftigungsentwicklung in Deutschland eine positive Korrelation besteht.24 Sich einer mit dem Outsourcing

verbundenen Intensivierung der internationalen Arbeitsteilung entgegenzustemmen hie.e, auf