Jugend in Deutschland. Freizeit Sport und Bewegung, страница 2

Während in den 70er/80er Jahren die Sorge der jungen Menschen dem Frieden und dem ökologischen Überleben galt, ist die Hauptsorge der Jugendlichen heute die um Arbeitsplätze (Lehrstellen/Studienplätze) und Angst vor Arbeitslosigkeit. Dabei ist ihr größtes Problem, ihren relativ hohen Lebensstandard dann nicht halten zu können.

Das direkte politische Engagement ist ziemlich gering geworden. Mehr Vertrauen als in die politischen Parteien haben sie in Organisationen wie Greenpeace, Amnesty International oder örtliche Bürgerinitiativen.

Bei Umfragen zum Kosovo-Krieg konnte man feststellen, dass die Jugendlichen eine deutliche Distanz zu militärischer Konfliktlösung haben. Mädchen zeigten sich pazifistischer als Jungen.

Nationale Symbolik wird weitgehend abgelehnt. Rechtsextreme Einstellungen, die über längere Zeit anhalten, findet man überwiegend in sozialen Brennpunkten mit hoher Arbeitslosigkeit, und sie sind nur bei einer Minderheit der jungen Leute vorhanden. Das multikulturelle Gesicht Deutschlands (über 20% der Schüler sind ausländischer Herkunft) ist ihnen selbstverständlich. Religiöse Leitideen spielen kaum eine Rolle, nur 17% der Jugendlichen gehen ab und zu in die Kirche. Vorbilder sind überhaupt „out".

Die deutschen Jugendlichen sind schwer auf einen Nenner zu bringen: die 13/14jährigen unterscheiden sich von den 17/18jährigen, Mädchen von Jungen, Ostdeutsche von Westdeutschen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ohne Illusionen in die Zukunft blicken, realistischer, in mancher Hinsicht kritischer als die Jugend noch vor 20 Jahren. Sie sind skeptisch gegenüber gesellschaftlichen Utopien und eher optimistisch, was ihre persönlichen Lebensperspektiven betrifft.

Franz Dwertmann

Freizeit Sport und Bewegung
In der Altersgruppe der 3-10jährigen spielten im Untersuchungszeitraum 2003 bis 2006 77% fast täglich im Freien. 52% der Kinder trieben mindestens einmal pro Woche Sport. Hierbei gab es keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Kindern. Kinder aus Migrantenfamilien und mit niedrigem Sozialstatus waren jedoch mit einem Verringerungsfaktor von 2 bis 3 weitaus weniger aktiv.
In der Altersgruppe der 11-17jährigen waren im Zeitraum 2003 bis 2006 84% der Jugendlichen mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv, 23% von ihnen täglich. 66% schätzten ihre eigene kör-perliche Leistungsfähigkeit als sehr gut ein. Die weiblichen Jugendlichen, insbesondere jene, die aus Familien mit Migrationshintergrund oder niedrigem Sozialstatus stammten, waren körperlich weniger aktiv als die männlichen Jugendlichen und schätzten ihre körperliche Leistungsfähigkeit auch als schlechter ein. Die Intensität der sportlichen Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen war im Vereins-sport am höchsten.
58% der 4-17jährigen waren im Untersuchungszeitraum 2003 bis 2006 Mitglied in einem Sportverein. Hierbei waren ein deutlicher Anstieg der Mitgliedszahlen im Grundschulalter sowie eine hohe Fluk-tuation im Verlauf der Adoleszenz zu vermerken. (1)
Freizeitaktivitäten
Die am häufigsten ausgeübte Freizeitaktivität von Kindern im Alter von 6-13 Jahren war 2006 Fernsehen: 97% sahen mindestens einmal pro Woche fern. 96% trafen sich mit Freunden. 95% mach-ten Hausaufgaben oder lernten für die Schule. Neun von zehn Kindern spielten regelmäßig drinnen und draußen. 80% unternahmen etwas mit den Eltern oder der Familie. 73% der Kinder hörten in der Freizeit Kassetten oder CDs. Fast 75% treiben regelmäßig Sport. 70% telefonierten in ihrer Freizeit. 68% beschäftigten sich mit dem Computer. Mehr als die Hälfte ruhte sich einfach aus. 60% malten, zeichneten oder bastelten in ihrer Freizeit. 51% hörten Radiosendungen. 53% schauten Videos oder DVD. 50% lasen Bücher. Für ein Viertel gehörte die Jugendgruppe zum festen Bestandteil der Freizeit und ein Fünftel machte selbst Musik. (2)

Als die liebsten drei Freizeitbeschäftigungen nannten die 6-13jährigen Mädchen knapp zur Hälfte Freunde treffen, zu 37% draußen spielen und zu 30% fernsehen. Die 6-13jährigen Jungen nannten als liebste drei Freizeitbeschäftigungen zu 50% Freunde treffen, zu 47% draußen spielen und zu 32% Sport treiben. (3)

Die vorrangigen Themeninteressen der 6-13jährigen Mädchen lagen 2006 in den Bereichen Freund-schaften (71%), Tiere (49%), Musik (40%), Kleidung/Mode (37%), Musikstars/Bands und Schule (31%). Für die gleichaltrigen Jungen waren folgende Themengebiete besonders interessant: Freund¬schaften (66%), Sport (51%), Computerspiele (42%), Autos (33%), Computer/Zubehör (32%) und das Internet (28%). (4)

Die Hälfte der Kinder von 6-13 Jahren orientiert sich an einem Vorbild/Idol. Das 2006 mit Abstand am häufigsten angegebene Idol ist Michael Ballack, das beliebteste literarische Vorbild ist weiterhin Harry Potter. Häufig genannte Stars sind auch der Sänger Bill von der Band Tokio Hotel, Shakira und Robbie Willliams. 9% der Befragten nannten eine Person aus seinem privaten Umfeld.

Gegenüber dem Vorjahr finden deutlich mehr Kinder ihr Vorbild in Filmen und aus dem Fernsehen (2006: 38 %, 2005: 32 %) sowie aus dem Sport (2006: 24 %, 2005 19%).
Bücher und Lesen

Trotz des leichteren Zugangs zu elektronischen Medien konnte sich das Buch auch 2006 behaupten.
49% der 6-13 jährigen lasen zumindest einmal pro Woche in einem Buch. 2003 waren es noch 57%. Jeden oder fast jeden Tag greifen 14% zu einem Buch (2003: 13%).
Knapp die Hälfte der Kinder liest gerne oder sehr gerne Bücher, 27% lesen nicht so gerne. Mädchen verbringen mit dem Lesen mehr Zeit in ihrer Freizeit als Jungen. Der Anteil der Nicht-Leser hat sich von 7% in 2005 auf aktuell 14% verdoppelt. (6)